'Die Zeitung ist auch nicht mehr das, was sie mal war...'
Ein echter amerikanischer Paperboy steigt natürlich nicht von seinem Fahrrad ab, sondern wirft die Zeitungen während der Fahrt in die Briefkästen der Abonnenten. Gar nicht so einfach überhaupt zu treffen, wobei ihr euch auch vorher gut einprägen solltet, wer denn nun Abonnent ist oder nicht. Nachbarn, die trotz Bezahlung kein Exemplar vor ihrer Haustüre vorfinden, stellen nämlich die Zahlungen ein. Das wiederum findet euer Chef nicht so toll und führt bei zu starken Verlusten geradewegs zum Game Over Screen. Behaltet also immer eure Kunden im Auge!
Gesteuert wird der Protagonist mit dem (klar!) Steuerkreuz eures Pads. Links und Rechts dienen zum einschlagen des Lenkers und mit vorne und hinten könnt ihr beschleunigen bzw. bremsen, was sich durchaus als wichtig erweisen kann. Euren genau festgelegten Zeitungsvorrat werft ihr per 1 oder 2 Button zu den Häusern bzw. in die Briefkästen, wobei gutes Zielen mit Extrapunkten belohnt wird. Diese frühmorgendliche Idylle wird aber durch die oben angesprochenen Nachbarn jäh zerstört. Hunde die euch jagen, Skateboardfahrer, wildgewordene Breakdancer, Gullydeckel, spielende Kinder und wütende Omi's machen euch den neuen Job zur Hölle. Da hilft es einfach nur auszuweichen oder in die Pedale zu treten, um den Verlust eines wertvollen Lebens zu vermeiden.
'Richtiges Zielen will gelernt sein...'
Die Grafik wurde ganz gut vom Arcadevorbild portiert, leider kommt sie bei vielen Sprites auf dem Schirm schonmal ein wenig ins Ruckeln, was im tragischsten Fall durchaus auch mal zum Ableben führen kann. Gerade wenn ihr bereits am Freitag (die einzelnen Wochentage stellen jeweils die Level dar) seid und dann durch so etwas ein Leben verliert, fliegt das Pad schonmal vor Wut gegen die Wand. Ich spreche da aus jahrelanger Erfahrung. ;-)
Menschen die also leicht zu unüberlegten Frustreaktionen neigen, halten sich von dem Modul besser fern.
Auf der anderen Seite übt Paperboy einen extremen Reiz aus, der euch vor allem immer wieder mal für 'ne Runde das Modul in euer gutes altes Master System werfen lässt.
Die beiden größten Kritikpunkte bleiben aber die angesprochenen Ruckler und ein fehlendes Passwortsystem, die eigentlich bei der Konvertierung eines Automaten aus dem Jahre 1984 ruhig hätten nachträglich eingebaut bzw. behoben werden können. Aus dieser Sicht sicherlich ein wenig enttäuschend.
Das Spiel entfaltet ein hohes Sucht- aber auch Frustpotenzial. Wer über kleinere Mängel hinwegsehen kann, der wird mit Paperboy sicherlich einige vergnügliche Stunden beim Zeitungsausliefern verbringen.