Shin Megami Tensei: Lucifer's Call im Test

PlayStation2
Seit einem dicken Jahrzent befindet sich die Shin Megami Tensei-Reihe, die von japanischen Zockern liebevoll mit MegaTen abgekürzt wird, im Land der aufgehenden Sonne jetzt bereits auf ihrem Erfolgskurs. Umso erstaunlicher, dass es solange gedauert hat, bis die erste Episode ihren Weg in den Westen findet. Shin Megami Tensei: Nocturne erschien bereits 2003 in Japan, im Oktober 2004 folgte der US-Release. Mit dem neuen Untertitel Lucifer's Call hat es der Titel nach fast zwei Jahren nun auch endlich in europäische Händlerregale geschafft. Warum RPG-Fans sich Shin Megami Tensei: Lucifer's Call trotzdem anschauen sollten, erfahrt ihr im folgenden Review!

Unser Held nach der Umwandlung in einen Dämonen.


Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle eines ganz normalen japanischen Studenten, dem ihr selber einen Namen geben müsst. Auf dem Weg zu einem Krankenhaus in Shinjuku, indem ihr eine erkrankte Lehrerin besuchen wollt, war eigentlich ein Treffen mit ein paar Freunden geplant. Doch auf eurem Fußweg durch Tokyo seht ihr an der weltbekannten Kreuzung in Shibuya auf einer Leinwand eine etwas beängstigende Newsmeldung - zwei okkulte Clans haben sich am gestrigen Abend im Yoyogi Park eine weniger schöne Schlacht geliefert. Kurz darauf läuft euch ein Kerl über den Weg, der euch eine Zeitschrift voller Verschwörungstheorien und angeblich streng geheimer Informationen über die okkulten Gruppen Tokyos andrehen will. Was soll das alles?

Doch das ist erst der Anfang der richtig bizarren Ereignisse. Im Krankenhaus angekommen trefft ihr abgesehen von euren Freunden vorerst keine Menschenseele an. Was um alles in der Welt...? Das vorläufige Highlight bildet dann ein Treffen mit eurer Lehrerin, die euch erzählt dass sie Teil einer Zeremonie ist, durch die ganz Tokyo dem Erdboden gleich gemacht wird - abgesehen vom Shinjunku Krankenhaus in dem ihr euch befindet. Vergesst also das Standard-RPG-Geblubber à la "Du musst die Welt retten" - Shin Megami Tensei: Lucifer's Call bringt euch in eine völlig andere Situation. Gut... die Welt wurde also zerstört... Was sollte ich jetzt tun?


Wenn ihr nicht gerade kämpft lauft ihr durch die Gegend und sucht das nächste Duell.


Weiterhin verwirrend kommt hinzu, dass euer Hauptcharakter von einem kleinen Kind in eine dämonische Form seiner selbst verwandelt wird, was sich nicht nur am neuen Aussehen bemerkbar macht. Tokyo ist nach der 'Konzeption' Lebensraum für alle möglichen Arten von missgebildeten Dämonen, die es nun mehr oder weniger auf euch abgesehen haben. Letztenendes müsst ihr euch jedoch mit eben jenen verbünden um so eine ordentliche Truppe auf die Beine zu stellen.

In den Zufallskämpfen des Spiels bedient ihr euch an der Standard Auswahl von Angriffen - Nahkampf, Magie und besondere Fähigkeiten lassen sich richtig gut ausspielen. Weniger gewöhnlich ist die 'Talk'-Option, durch die ihr versuchen könnt eine Konversation mit eurem dämonischen Gegner zu starten, um ihn eventuell für eure Party rekrutieren zu können. Mit einem netten Gespräch ist es aber oft nicht getan - die Dämonen wollen hin und wieder Geld, bestimmte Items oder sogar ein bischen was von eurer Lebensenergie, bevor sie sich euch anschließen. Ganz dreiste Burschen ziehen euch etwas der genannten Dinge ab und lassen euch trotzdem hängen...


Nur wer taktisch vorgeht wird Spaß an den Kämpfen haben!


Damit das Ganze nicht zu langweilig und eintönig wird kann es durchaus vorkommen, dass die Dämonen auch auf euch zu kommen. So werden angeschlagene Jungs euch anbetteln sie doch zu verteidigen und euch dafür sogar Items oder ähnliches geben. Bei der Jagd nach neuen Kollegen solltet ihr jedoch immer im Hinterkopf behalten, dass ihr nur drei der furchteinflösenden Kerle mit in einen Kampf nehmen könnt. Um die Masse an Dämonen dennoch ordentlich verwerten zu können gibt es das sogenannte 'Demon Fusion'-System. Das funktioniert nach dem einfachen Muster, dass ihr zwei eurer Dämonen miteinander kombiniert und so ein neues Monster erschafft. Wer hierbei clever vorgeht kann so richtige Kampfmaschinen heran züchten - im Zweifelsfall zeigt euch das Spiel aber auch vor der Fusionierung was dabei rauskommt, so dass das Restrisiko möglichst klein gehalten wird. Diese richtig starken Bestien werdet ihr brauchen, denn die Kämpfe in Shin Megami Tensei: Lucifer's Call sind nichts für Genre-Newbies!

Zum größten Teil haben die Kämpfe im Spiel es wirklich in sich, was hin und wieder durchaus frustrierend werden kann. Die gute Nachricht: wirklich unfair wird dabei aber nie! Das 'Hauptproblem' weshalb der Schwierigkeitsgrad so knackig ist, sind die persönlichen Vorlieben jedes einzelnen Dämonen. Jeder Dämon im Spiel (auch euer Hauptcharakter) hat verschiedene Affinitäten und Abneigungen gegenüber diversen Elementen. Erleichternd kommt hinzu, dass euer Hauptcharakter anhand eines Items mit dem Namen 'Magatama' seine Element-Vorlieben beeinflussen bzw. ändern kann. Das bezieht sich aber wie gesagt nur auf euer direktes Alter Ego - der Rest eurer Truppe kann davon leider nicht profitieren.


Autsch... der hat gesessen!


In der Praxis sieht das dann so aus, dass wenn ihr Feuer auf eurer 'Plus-Liste' stehen habt und ein Gegner euch z.B. mit einem Feuer-Zauber angreift, ihr aus diesem Angriff neue Energie für euch entziehen könnt. Angriffe mit Elementen, die ihr nicht so gut abkönnt, bringen dementsprechend verstärkten Schaden.

Problematisch wird es dann z.B., wenn mehrere Jungs in eurer Party auf das gleiche Element negativ reagieren und die gar nicht mal so dumme KI der Gegner das rauskriegt. So kommt es nämlich vor, dass die gegnerische Seite extra Team Runden erhält und ihr somit richtig auf die Mütze kriegt. Planung ist also alles in den Kämpfen von Shin Megami Tensei: Lucifer's Call - denn natürlich kann eure Party auch Extra Runden bekommen und genauso gut austeilen wie einstecken!


Was ist der Grund für all diese Geschehnisse?


Der Höhepunkt in dieser Hinsicht sind die Bossfights des Spiels, in denen die bösen Jungs mal so richtig auf den Tisch hauen. Aneinandergereihte Spezialattacken lassen eure Gesundheit schneller fallen als die Gravitation es erlaubt. Und denkt immer daran - stirbt der Hauptcharakter, heißt es 'Game Over'. Lucifer's Call ist definitiv kein Titel, bei dem ihr einfach eure Jungs auflevelt und dann lustig durchs Spiel zieht, faul bei der Auswahl eurer Charaktere sein dürft oder eure Attacken einfach nach Lust und Laune auswählen solltet.

Dadurch kriegt das Spiel eine nicht zu verachtende taktische Note und vor allem eine Spieltiefe, die es heute nur noch selten zu sehen gibt. Weniger begeisternd ist aber, dass ihr zu Beginn des Spiels praktisch überhaupt nicht wisst, was auf euch zukommt. Sprich wenn ein Kampf startet sind hin und wieder durchaus einige 'Trial & Error' Phasen notwendig, um herauszufinden wer eurer Gegner worauf am schlechtesten reagiert - so arbeitet ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes durch die Gegnermassen und lernt immer mehr hinzu. Besonders bei den Bossfights wird euch hier nichts anderes übrig bleiben...


Bildschirmfüllende Gegner sind keine Seltenheit...


Bleibt mir noch anzumerken, dass es sich bei der PAL Version des Spiels - genau wie bei der US-Fassung - um eine Art 'Director's Cut' handelt, welche euch einige Neuerungen im Bereich von Side Quests und Dungeons bietet. Krönung dieser Boni ist Dante, der Dämonenschlächter aus Devil May Cry, der im Spiel wunderbar passend als Nebendarsteller ein paar Mal auftaucht und sogar in eure Party mit einsteigen kann.

Optisch präsentiert sich Lucifer's Call in einer ganz speziellen Art von 3D-Cell Shading, was mir vor allem wegen dem tollen Charakterdesign sehr gut gefallen hat. Ein komplett tätowierter Held, ein Engel im Bondage-Outfit oder ein dämonischer Hund in Form eines chinesischen Drachen wissen zu gefallen. Die Charaktere passen außerdem wunderbar in die Umgebung, die allerdings in den Innenarealen nicht ganz so schön anzusehen ist, was hauptsächlich am schlichtweg geringeren Detailgrad liegt.

Der Sountrack des Spiels ist recht breit gefächert - neben harten Rockstücken findet man leichten Jazz, heftige Techno-Bässe und sogar klassische japanische Töne. All diese Elemente verbinden sich zu einem treibenden Soundtrack, der immer wunderbar zur Situation passt. Leider verzichtete man vollständig auf eine Sprachausgabe - ein Merkmal der MegaTen-Reihe welches seine Fanbase spaltet...


Dämonenjäger Dante glänzt in seiner Nebenrolle!

Gregory meint:

Gregory

Shin Megami Tensei: Lucifer's Call ist auch zwei Jahre nach dem eigentlichen Erscheinen noch sein Geld wert. Nach ca. 45 Stunden Spielzeit seht ihr eines von mehreren alternativen Enden und könnt auf ein schönes Abenteuer zurückblicken, welches vor allem durch sein ungewöhnliches Gameplay rund um die Dämonen und seine unübliche Story brilliert. Der harte Schwierigkeitsgrad kann dabei sowohl frustrieren als auch erheblich zu taktischerem Vorgehen motivieren.

Userwertung
10 1 Stimmen
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Shin Megami Tensei: Lucifer's Call Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 30.06.2005
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8
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