Little Inferno - Halte dich warm im Test

Braverweise mahnt Little Inferno bereits zu Beginn, dass man nicht mit dem Feuer spielen soll. Das muss man sich ständig ins Gedächtnis rufen, wenn man sich dabei erwischt, mit einem breiten Grinsen sein Sortiment an Spielzeug in den Kamin zu werfen. Es lädt förmlich ein, erneut Kind zu sein und endlich das zu tun, was einem immer verboten wurde. Zu recht natürlich. Aber der Titel macht höllisch Spaß und das, obwohl es kein definiertes Spielziel gibt. Mit jedem Gegenstand, den man zum ersten Mal ins Feuer wirft, erhält man die Möglichkeit einen neuen aus einem Katalog zu erwerben. Mit der Zeit flattern auch Briefe von diversen Leuten und Nachbarn, die eine Geschichte erzählen, oder zeitweise einfach nur irgendwelchen Unsinn quasseln. Beides lockert das Spiel auf und hat einen entscheidenden Vorteil: Die Botschaften lassen sich natürlich ebenso verheizen. ;)

Dabei macht es Sinn zu überlegen, welche Sachen man zeitgleich verbrennt. In einer Liste verstecken sich 99 verschiedene Kombinationen an Gegenständen, die zusätzliche Münzen und weitere Kataloge mit neuen Spielsachen freischalten. Diese Verbindungen bestehen aus zwei oder drei Katalogartikeln, die man gleichzeitig anzünden muss, um diesen Bonus zu bekommen. Wie im echten Leben ist Geld ein einflussreiches Gut, da man nur mit genug Moneten die neuartigen Artikel gekauft werden können. Ebenso ist Zeit ein wichtiger Faktor, denn von der Bestellung eines Gegenstands bis zur Lieferung dauert es eine gewisse Zeitspanne. Im absoluten Notfall löst man einen Gutschein ein, um das Ganze zu beschleunigen. Wenn es in der Realität nur auch so einfach wäre.

Um kurz unser Augenmerk auf die technische Seite zu richten. Das von Wii U-Games oft gewünschte Off-TV Feature, also das Spiel ohne Fernseher auf dem Tablet, ist ebenso vorhanden, wie die Möglichkeit Wii U Gamepad oder Wiimote benutzen zu können. Der Grafikstil erinnert dabei an World of Goo. Kein Wunder, da ja zwei der drei Designer von Little Inferno damals für dieses verantwortlich waren. Besonderes Lob gilt aber dem Soundtrack. Dieser spiegelt die desolate Situation des Protagonisten wieder und ist vor allem im Hauptmenü episch, kurz nachdem das Streichholz angezündet wurde. Nach eigenen Angaben ließ sich der für die Musik zuständige Kyle Gabler von Künstlern wie Vangelis und Enya inspirieren. Die Vergleiche sind auch durchaus angebracht. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, der kann sich den kompletten Soundtrack von der Webseite des Entwicklers laden. Feiner Zug meines Erachtens!

Mit voranschreitendem Spielablauf kann man sich immer mehr hineinfühlen in den kleinen Jungen, der verzweifelt alle seine Spielsachen verbrennt, um sich warmzuhalten. Man fragt sich, woher diese Idee kommt? Eventuell, weil laut einer Studie die nächste Eiszeit schon überfällig ist? Man kann darüber nur mutmaßen. Fakt ist aber, dass Little Inferno kein klassischer Zeitvertreib ist. »Keep in mind this one‘s a strange one!« mahnte mich der Entwickler in seiner E-Mail, bevor ich begann diese Zeilen zu tippen. Unrecht hatte er beileibe nicht. Erst empfand ich es als Warnung, doch strahlt es diesen speziellen Charme aus, der von den skurrilen Charakteren noch unterstrichen wird. Dabei dreht sich das Spiel vordergründig nur um eins: um Wärme. Das auch im übertragenen Sinne, denn jeder, der den Gutschein für eine Gratisumarmung wie ich bis zum Ende aufhebt, wird erfahren, was ich damit meine. Eine wahre Perle, die sich niemand entgehen lassen sollte.