Tales of Graces f im Test

PlayStation3

Die Tales-Serie ist eine Konstante. Während andere japanische Rollenspielreihen sich zunehmend von alten Tugenden entfernen, bietet die Endlosreihe aus dem Hause Namco-Bandai im Jahresrhythmus die klassischste JRPG-Kost, die noch zu haben ist. Tales of Graces f, der zwölfte Teil der Reihe, ist dabei erst der Vierte, der es nach Europa geschafft hat. Das Spiel markiert den Beginn einer Offensive des Herstellers, die Serie auch in unseren Breitengraden zu einer festen Größe zu machen.

Tales_of_Graces_f_7Die Geschichte von Tales of Graces f handelt von Asbel, Sohn des Fürsten von Lhant. Der junge Wildfang zeichnet sich durch kaum zu bändigende Energie und ein gutes Herz aus. Keine Situation ist zu düster, um nicht auf das Beste zu hoffen. Eines Tages findet er ein mysteriöses Mädchen mit beeindruckenden Fähigkeiten, welches an Amnesie leidet und entschließt sich, auf sie aufzupassen. Nicht lange danach rettet er auch noch dem Königssohn Richard vor einem Attentäter und zwischen den Dreien entsteht eine Freundschaft fürs Leben. Jedoch lernt der Junge kurz darauf, dass nicht immer alles so verläuft, wie man es gerne hätte.

Die Freunde werden tragisch auseinandergerissen.

 

Erst sieben Jahre später setzt die Handlung wieder an. Der König wurde ermordet und Prinz Richard sollte dem Putsch ebenfalls zum Opfer fallen. Doch wie durch ein Wunder ist Asbel erneut zur Stelle, um ihm die Haut zu retten, und nach und nach findet sich die gesamte alte Truppe aufs Neue zusammen. Aber die Bedrohungen nehmen kein Ende, und abermalig droht die Spaltung zwischen Freunden und Familie ...


Die Protagonisten des Spiels sind durchaus sympathisch. Wie in der Serie üblich, lernt man die insgesamt sieben Charaktere dank häufiger optionaler Gesprächssequenzen, die beim Herumlaufen an bestimmten Stellen mit Druck auf die Select-Taste ausgelöst werden, gut kennen. Allerdings weitet sich die Geschichte oft arg ins Kitschige aus. Das Gerede darüber, dass alles gut wird, die Bedeutung von Freundschaft und der Wunsch nach Liebe und Frieden auf der Welt sind äußerst präsent. Die Handlung vermag den Spannungsbogen dennoch konstant aufrechtzuerhalten. So schmalzig die Erzählung oft auch sein mag, so sehr möchte man doch erleben, wie es weitergeht.

Tales_of_Graces_f_14Spielerisch wird einiges geboten. Ein gutes Dutzend Städte wollen erforscht werden, bevölkert von redseligen Bewohnern. Verbunden sind die Ortschaften nicht durch eine Oberwelt, sondern über maßstabsgetreue Pfade und Landschaften. Das Erforschen kommt dabei leider zu kurz, denn wie so oft in japanischen Spielen, vermag der Heldentrupp nicht abseits der Wege ins Dickicht zu wandern. Versöhnlicher werden westliche Rollenspieler durch die jederzeit sichtbaren Feinde gestimmt. Dadurch bleiben Kämpfe vermeidbar. Entschließt man sich doch zum Gefecht, erwartet einen ein Echtzeitgetümmel mit vier Gruppenmitgliedern. Der Spieler kontrolliert immer nur eine der Figuren; die zuvor sorgfältig justierte KI übernimmt die Partner. Verschiedene Angriffe werden durch das Betätigen der Angriffstaste in Verbindung mit dem linken Analogstick ausgelöst. Dabei können regelrechte Kombos eingesetzt werden.

 

Die Fähigkeiten sind in einem Skillbaum angeordnet, sodass man wissen muss, dass Schwertstreich Y nur ausgeführt werden kann, wenn vorher Attacke X stattfand ... und falls ausreichend Serienkapazitätspunkte vorrätig sind. Als sei das nicht genug, ändert sich die Liste der Angriffsmöglichkeiten je nach gewähltem Titel. Jeder Charakter kann über 150 davon erringen. Dies sind Spitznamen, die einem durch bestimmte Storyereignisse, Kampfhandlungen oder Quests verliehen werden. Jeder dieser Titel bringt seine eigenen Fähigkeiten mit, die dann beim Tragen nutzbar sind und durch das Sammeln von Fähigkeitspunkten währenddessen auch später erhalten bleiben können. Klingt kompliziert? Ist es auch! Aber es zahlt sich aus, weil somit vernichtende Komos entfesselt werden, und man in Verbindung mit den Kameraden gerne über 100 Treffer auszuteilen vermag.

 

Tales_of_Graces_f_26Das lohnt sich, zumal ein Multiplikator im Spiel ist, der den Schaden mit wachsender Komboanzahl erhöht. Features wie das Blocken in verschiedenen Stadien, und das korrekte Ausweichen je nach Art des Angriffs (horizontal oder vertikal) wollen ebenfalls gelernt sein. Offen gesagt hat das sogar mich als JRPG-Veteranen überfordert. Letztendlich erscheint es mir zu viel des Guten zu sein. Die Kämpfe sind ein einziges Chaos, und bei der Vielzahl an Möglichkeiten und der Unübersichtlichkeit im Echtzeit-Gerangel läuft es meistens auf Button-Mashing und simples Blocken hinaus. Meine Angriffskombos an den derzeitigen Titel anpassen zu wollen habe ich schon bald aufgegeben, dafür wechselt man die Skills zu häufig.

 

Überraschenderweise agiert die KI der Party außerdem so gut, dass man auch zurecht kommt, ohne die Feinheiten des Systems zu erlernen. Wird es einem doch zu schwierig, lässt sich der Schwierigkeitsgrad auch jederzeit herabsenken. Wer das Spiel mit Freunden genießen möchte, kann die Verbündeten im Kampf auch von bis zu drei Freunden steuern lassen. Die Dungeons sind ein kleines Highlight des Games. Diese erscheinen durch nette Rätsel, beispielsweise die klassischen schwebenden Plattformen, wie eine Rückbesinnung an alte Tugenden der 16-Bit-Ära. Nichts davon ist zu komplex, aber mit sturen Durchrennen und Monster metzeln kommt man nicht weit.

 

Auch das Crafting spielt Tales-typisch eine Rolle. Ausrüstung kann aufgewertet oder gar mit seltenen Items komplett verwandelt und zahlreiche Objekte zum Verkaufen wollen erstellt werden. Zudem dürfen Hobbyköche aus einer ganzen Reihe Zutaten verschiedenste Gerichte zaubern, die nicht nur heilen, sondern mit verschiedenen Bonuseffekten für den Kampf versehen sind.

 

Tales_of_Graces_f_13Gute 40 Stunden sollte einen die Geschichte beschäftigen. Ist diese beendet, kann man abspeichern und entweder weiterspielen, um unerledigte Quests zu lösen, ein »Neues Spiel +« starten oder ein exklusives, gut 10-stündiges Kapitel angehen. Hierin wird die Handlung ein halbes Jahr nach dem Hauptspiel weitergesponnen.

Technisch merkt man Tales of Graces f seine Herkunft an. Es handelt sich dabei lediglich um eine aufgebohrte Umsetzung von der Wii. Das Spiel sieht passabel, aber detailarm aus. Leiden die Charaktermodelle aufgrund des Anime-Stils nicht allzu sehr unter der Detailarmut, wirken die Umgebungen alle äußerst unecht. Das mag teilweise eine stilistische Entscheidung gewesen sein, jedoch ist es anderen Spielen im ähnlichen Stil besser gelungen, lebendig wirkende Welten zu erschaffen. Ein wenig irritierend ist das häufige Nachladen detaillierter Texturen, welche erst ein bis zwei Sekunden nach Einblenden einer Szene zu erkennen sind. Die Musik ist dagegen absolut gelungen, und der Großteil der Dialoge ist gut englisch vertont. Puristen müssen leider auf eine japanische Sprachausgabe verzichten. Die Untertitel präsentieren sich dafür komplett in Deutsch.




Daniel meint:

Daniel

Tales of Graces f ist ein guter Einstieg in die Serie. Traditionelle JRPGs werden immer mehr Mangelware, und obwohl dieses Spiel, wie die bisherige Reihe, insgesamt nie mit den Sternstunden von Genregrößen wie Final Fantasy oder Dragon Quest mithalten konnte, hatte ich meinen Spaß. Tatsächlich ist mein größter Kritikpunkt das chaotische Kampfsystem. Zwar bietet es theoretisch eine große Tiefe, im Gedränge ist eine gezielte Nutzung der Features jedoch schwierig. Dieses mag aber manch einem Rundenkampfhasser und Actionliebhaber sogar sehr willkommen sein.

Positiv

  • Klassische JRPG-Tugenden
  • Nette Dungeons
  • Umfangreiches Kampfsystem...

Negativ

  • Biedere Grafik
  • Story äußerst kitschig
  • ... das schon überladen wirkt
Userwertung
8.75 4 Stimmen
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Forum
  • von mimi85:

    Ich persönlich muss sagen, dass ich den Titel etwa 17h gespielt habe, aber der Funke wollte irgendwie bislang nicht so wirklich überspringen. Habe zwar als RPG Fan so ziemlich jeden großen Tales Titel gespielt (abgesehen von den jap exclusiven Spin-offs) aber für mich thront klar Symphonia weit...

  • von 108 Sterne:

    Bei Xillia fand ich die Story schon gut. Story und Welt haben mich jedenfalls sehr motiviert. Sogar die Kämpfe fand ich in Ordnung, obwohl ich meistens Tales Kämpfe hasse. Generell halte ich die Tales Spiele was Story und Charaktere angeht nicht für Spitzenklasse, aber es ist halt immer solide...

  • von Desgranges:

    Graces F ist auf der PS3 mein Lieblingsteil. Vesperia und Xillia zum Beispiel waren für mich entweder zu sehr Schema F oder uninspiriert - beide habe ich nur jeweils einmal durchspielen wollen. Hauptcharaktere, die keine Waffen benutzen, regen mich sowieso auf ^^''. Das war in Legendia auch schon...

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Tales of Graces f Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1-4
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2012-08-31
Vermarkter Namco Bandai
Wertung 7.5
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neXGam YouTube Channel
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