Command & Conquer Remastered Collection: Nostalgieflash im Test

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Es ist 1996: Ein junger Götz erhält am Wochenende Besuch von einem Freund. Dieser hat etwas Besonderes dabei: Command & Conquer: Red Alert. Ich installierte das Spiel auf meinem Rechner und dann ging es los. Schnell war ich von dem Game fasziniert und auch nach dem Besuch blieb es eine Zeitlang mein Lieblingsspiel.

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Ich habe viele gute Erinnerungen an Red Alert und dessen Add-Ons. Und auch, wenn ich danach nur noch sporadisch die neuen Teile des Command & Conquer-Universums spielte, blieb es mitsamt dem Entwickler Westwood Studios ein essentieller Bestandteil meiner Jugend. Im Laufe der Zeit verfolgte ich das Schicksal der Serie, wann immer ich konnte. Ich war traurig, als EA das Entwicklungsstudio 2003 schloss. Die Sammlung anlässlich von zehn Jahren Command & Conquer gehört für mich zu den Besten seiner Art und bei der Präsentation des Mobilegame Command & Conquer Rivals habe ich innerlich vor Schmerzen zusammengezuckt.
 
Doch von der Command & Conquer Remastered Collection hörte ich erst dieses Jahr, als mir ein guter Freunddie Collectors Edition zeigte, die er sich kaufen wollte. Ich selbst hatte jedoch nicht vor die Sammlung zu holen. Mein Interesse am RTS-Genre war in all den Jahren abgeflaut und ich stand EA mittlerweile skeptisch gegenüber. So rechnete ich insgeheim damit, dass der Publisher hier wieder irgendetwas einbauen würde, um dem Spieler ständig Geld aus der Tasche zu ziehen. Bis Stefan, mein Chef bei neXGam meinte, dass die Sammlung doch etwas für mich währe. Hierauf sagte ich perplex „Ja“ um anschließend den Downloadcode zu erhalten und natürlich einzulösen. Im Nachhinein war dies die beste Entscheidung dieses Jahres, denn die Collection löste einen Nostalgieflash sondergleichen aus
 
Eventuell sollte man vorab erwähnen, dass der Entwickler Petroglyph Games sich teilweise aus Leuten zusammensetzt, die früher bei Westwood Studios gearbeitet haben. Dabei merkt man der Remastered Collection an, dass dieses Projekt für sie eine Herzensangelegenheit war.
 

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Denn die Sammlung bietet jede Menge Kontent. Nicht nur erhält man Red Alert, mit sämtlichen Add-Ons, sondern auch das allererste Command & Conquer, Tiberium Dawn, mit den zusätzlichen Inhalten. Außerdem gibt es einen Karteneditor und an die heutige Zeit angepasste Grafik und Sound. Und als ob dies noch nicht genug ist, haben die Entwickler den Sourcecode der Spiele für Modder kostenlos zur Verfügung gestellt. Das alles zu einem Preis von 19.99€, sowie eben nicht nur auf Origin erhältlich, sondern auch auf Steam. Dort kann man die Sammlung zocken, ohne auf EAs eigenen Launcher angewiesen zu sein.
 
Dabei macht jeweils die allererste Installation klar, was einen hier erwartet. Mit einem Augenzwinkern sieht man die veränderte und erweiterte Installationsanimation. Dinge, wie die Porteinstellungen für den Sound, werden gezeigt, doch wird hierbei auch klar gemacht, dass sie heutzutage nicht mehr notwendig sind und man einfach nur Spaß haben soll.
 
Dann die große Überraschung: Man hat die unzensierten Versionen vorliegen! Gemeint ist damit, dass man es dieses Mal mit richtigen menschlichen Einheiten, statt mit Cyborgs zu tun hat. Die Blechbüchsen, wie sie damals auch genannt wurden, waren leider ein Muss, um den Jugendschutz zufriedenzustellen. Zum Glück hat sich seit jenen Tagen einiges geändert. Allerdings ist in den deutschsprachigen Cutscenes noch immer die Rede von Cyborgs. Hier wurde auf eine Neusynchronisierung verzichtet, was die Atmosphäre des Games etwas stört.
 

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Gleichzeitig ist die Steuerung, aus heutiger Sicht, gewöhnungsbedürftig geworden. Denn sie wurde 1 zu 1 von den ursprünglichen Spielen übernommen. Das bedeutet, kein Scrollen mit WASD und keine Befehlseingabe mit Rechtsklick. Veraltet eben, man ist komfortableres gewohnt. Das Gute ist, dass man das in dem umfangreichen Optionsmenü problemlos umstellen kann.
 
Das betrifft auch die Grafik. Im Original ist diese ein einziger Pixelbrei. Doch mit einem Druck auf die Leertaste lässt sich ohne Schwierigkeiten sofort auf die moderne, hübschere und detaillierte Optik umswitchen, die grandios geworden ist. Übrigens schaltet man mit jeder gewonnen Mission Bonusmaterial frei, das einen Blick hinter die Kulissen bietet, in der man beispielsweise sehen kann, wie die Videozwischensequenzen gedreht wurden.
 
Auch der Sound ist super geworden. Der Soundtrack wurde neu gemischt, an moderne Geräte angepasst. Man hört altbekannte Lieder, die, und das ist die beste Nachricht, sich jetzt in einer Playlist arrangieren lassen.
 

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Doch so schön und grandios das nostalgische Gefühl die Vergangenheit wieder zu beleben auch ist: Es reicht auf Dauer nicht aus, um zu überzutünchen, das Command & Conquer in manchen Gebieten schlicht und ergreifend schlecht gealtert ist. Die KI des Games war schon damals nicht berauschend. Doch wenn man heutzutage zum Beispiel sieht, dass eine Einheit einen völlig umständlichen Weg zum Ziel wählt und dann dabei drauf geht, bemerkt man, dass daran nichts getan wurde.
 
Auch die Zwischensequenzen wirken teilweise veraltet. Manche, in denen vor allem die Schauspieler zu sehen sind, wurden gut angepasst. Doch andere, die beispielsweise computeranimiert sind, sind ein einziger grauenhafter Pixelbrei.
 
Doch es ist nicht nur Nostalgie oder aufpolierte Oberfläche. Ebenso gibt es einige Quality of Life-Veränderungen. Es existiert zum Beispiel eine Bauleiste und eine Warteschlange. Beides war im Original nicht vorhanden. Anstatt wie damals alles in einem Menü zu haben, sind jetzt Gebäude, Soldaten und Fahrzeuge in ihren Baumenüs voneinander getrennt.
 

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Lohnt sich die Remastered Collection? Vom Umfang her eindeutig ja! Auch von den zusätzlichen Features und den Quality of Life-Verbesserungen. Doch demgegenüber stehen ebenso die Dinge, die schlecht gealtert sind, wie einige Zwischensequenzen. Es stellt sich außerdem die Frage, ob sich auch Neulinge oder Neugierige, die noch nie eines der ersten C & C-Games gespielt haben, von der Sammlung angesprochen fühlen. Denn für die dürfte der Nostalgieflash, denn wir alten Spieler beim Zocken erleben, nur schwer nachvollziehbar sein. 
 
Doch aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass sich ein Kauf lohnt. Schon allein wegen dem sagenhaft niedrigen Preis und der Tatsache, dass hier keine zusätzlichen Kosten entstehen. Und wer weiß? Eventuell verkauft sich die Sammlung so gut, dass auch die anderen Teile überarbeitet werden. Oder gar ein komplett neues Command & Conquer für den PC herauskommt. Das wäre schön!

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Forum
  • von AtomicBomberman:

    Generals ist als Mod nochmal mit neuer Grafik erschienen. Habe es aber bisher noch nicht gespielt. Habe es aber auch über alles geliebt. War mein erstes online Game was ich ernsthaft gespielt habe

  • von BigJim:

    aldi404 schrieb: Generals wurde damals extra an den deutschen Markt angepasst und als "Generäle" herausgebracht, mit Blechsoldaten und geschnittenen Videos. Ja, die "Blechsoldaten". O je, war das damals...

  • von FliegenTod:

    Für die PS1 gabs damals sogar eine Maus. Letztlich stimmt es aber natürlich und der PC ist bei der Bedienung überlegen. Ich hab damals aber selbst einiges an der Konsole gespielt und kann das gar nicht logisch erklären, da ich auch immer parallel am PC gespielt habe....

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